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Couchsurfing in Mumbai

 

Sicherlich denken jetzt einige: Couchsurfing in Mumbai? Mehr Risiko geht wohl nicht!

 

Wie nicht anders zu erwarten wurde mir von einigen Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten auch davon abgeraten, in Indien zu couchsurfen. "Und wenn es nicht anders geht, dann natürlich nur bei Frauen." Grund: die unausgewogene mediale Berichterstattung über sexuelle Übergriffe in Indien.

Natürlich besteht an den verstörenden Tatsachen der Übergriffe kein Zweifel, jedoch fehlt bei den meist schlecht recherchierten Berichten häufig die differenzierte Erörterung der Hintergründe. Außerdem ist zu betonen, dass die gemeldete Zahl der Vergewaltigungen in Deutschland hochgerechnet auf die jeweilige Einwohnerzahl fünf mal so hoch ist wie in Indien (Vgl. Kaiser, 2012, S. 57). 

 

Ich möchte nicht sagen, dass Couchsurfing in Indien kein Risiko birgt – wie überall auf der Welt. Aber da ich beim Suchen meiner Hosts immer bestimmte Kriterien beachte und der jeweiligen Person nur zusage, wenn ich beim Profil-Check und bei der Kommunikation einen seriösen Eindruck bekomme, verlasse ich mich nach meinen bisherigen rundum positiven Erfahrungen lieber auf mein Bauchgefühl als auf dämonisierende Vorurteile. 

 

Mein Host kam im Pyjama zum Flughafen und war mir auf Anhieb sympathisch. Wir quetschten uns mit meinem Gepäck in eine Rikscha und fuhren durch das Straßengetümmel zu seiner Wohnung. Er ließ mir von seiner Maidin den Haushalten in Indien ist es üblich, dass tagsüber eine Angestellte vorbei kommt, die kocht, abwäscht und die Wohnung durchwischt – leckeres indisches Essen zubereiten, brachte mir Chai und ließ mich nach meiner durchgemachten Nacht den Rest des Tages schlafen. Den Abend verbrachten wir mit Arbeitskolleg*innen von ihm in der Flip Bar & Kitchen und zogen zum Tanzen weiter in den Club Bonobo, wo an diesem Abend ein ziemlich guter DJ auflegte. Ich wurde den ganzen Abend eingeladen und bekam keine Möglichkeit mich zu revanchieren, was ich von meinen bisherigen Couchsurfing-Erfahrungen nicht gewohnt war. Im Club herrschte eine super angenehme und rücksichtsvolle Stimmung und ich bemerkte schnell, dass Miniröcke, Hotpants und schulterfreie Tops hier genauso wie in Deutschland zum Party-Dresscode gehörten.

 

Am nächsten Tag bekam ich noch zwei weitere super leckere indische Mahlzeiten serviert und erfuhr in spannenden Konversationen einige interessante Dinge über die indische Demokratie, sowie gesellschaftliche Probleme und lokal-politische Lösungen, von welchen man in Deutschland kaum etwas mitbekommt. Nach dem Lunch buchte mir mein Host über Uber eine Fahrt zum Busbahnhof, von wo ich für ca. 400 Rupien mit dem Bus weiter nach Pune fuhr.