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Verkehr und Fortbewegung in Pune

Die größte Herausforderung bereitete mir zu Beginn der Straßenverkehr. Ebenso wie in vielen anderen asiatischen Ländern herrscht in Indien Linksverkehr – alles ist nun umgekehrt. Meine inneren Automatismen musste ich deshalb komplett umstellen. Die ersten Tage versuchte ich jedes Mal auf der Fahrerseite der Autos einzusteigen, wenn ich mich eigentlich auf den Beifahrersitz setzen wollte und sorgte damit für Amüsement bei meinen Mitmenschen.

Vor allem das automatische Nach-links-und-rechts-Schauen bevor man über die Straße geht kann ziemlich gefährlich werden, wenn man sich nicht schnellstmöglich umstellt. Die ersten Tage hatte ich das Gefühl, die Straßen überhaupt nicht überqueren zu können, da gefühlt aus jeder Richtung ein Fahrzeug kommen konnte – und so falsch lag ich damit nicht: Verkehrsregeln sind hier eher zweitrangig, bzw. existieren nach meiner Wahrnehmung gar nicht. Wenn es eine Abkürzung ist, wird auch gerne mal der Seitenstreifen der Gegenfahrbahn genutzt. Und wenn nicht gerade eine Ziegenherde über die Straße getrieben wird oder eine Kuh auf der Straße steht, die den Straßenverkehr aufhält, ist auch der Gegenverkehr kein Hindernis, auf dem Mittelstreifen zu überholen. Aufgrund ihrer Heiligkeit sind Kühe – obwohl sie den heranrasenden Autos keine Beachtung schenken – höchstwahrscheinlich weniger im Straßenverkehr gefährdet als Fußgänger*innen.

Genauso, wie es als völlig normal gilt, ohne Helm mit einem Roller durch das von lautem Gehupe begleitete Verkehrschaos zu kurven, kann man vergebens auf der Rückbank der Uber-Taxis nach einem Gurtschloss suchen. Ab einer guten Woche ließ ich den von Deutschland gewohnten Anschnall-Versuch direkt bleiben und fuhr auch ohne Bedenken (und natürlich ohne Helm) hinten auf 'nem Roller mit. No risk no fun. Man wird ja von Ganesha beschützt, der meist als kleine Figur vorne auf dem Armaturenbrett sitzt.

Um sich im Straßenverkehr vor allem beim Roller fahren vor den Abgasen zu schützen, binden sich viele Inderinnen übrigens ein Kopftuch vor Mund und Nase. Von der Niqab-ähnlichen Verhüllung in Kombination mit kurzärmligen T-Shirts war ich zu Beginn etwas verwirrt. Jedoch merkte ich beim Rikschafahren schnell, dass der Gestank der Abgase ziemlich auf den Magen schlägt, wenn man sich Mund und Nase nicht mit einem Tuch abdeckt. (siehe auch: Pune - die Vision vom sauberen Verkehr.)

 

Zur Fortbewegung in Pune nutze ich Uber - auch zum Rikschafahren (hier: Auto). Dadurch ist der Preis vor Fahrtantritt festgelegt und ich muss nicht darauf achten, dass der Fahrer den Meter anstellt. Jedoch ist es gerade beim Rikscha-fahren von Vorteil, die Route im Blick zu behalten, damit man im Notfall beim Navigieren helfen kann. Normalerweise fahren die Uber-Fahrzeuge zwar mit Navi, jedoch kommt es bei sehr unfähigen Fahrern gelegentlich vor, dass sie sich trotzdem verfahren und Uber aufgrund der verlängerten Fahrtzeit einen Aufpreis berechnet. Dies gilt auch für erhöhtes Verkehrsvorkommen – das heißt, wenn man z.B. länger im Stau feststeckt als erwartet.
Im Vergleich zu den Bussen, die teilweise etwas unheimlich aussehen, ist Uber jedoch die sicherste, luxuriöseste und praktischste Möglichkeit, sich innerhalb der Stadt fortzubewegen. Auch wenn Frauen von deutschen Ratgebern davon abgeraten wird, in Indien nachts alleine unterwegs zu sein, habe ich in Pune keine Bedenken, bei Dunkelheit in ein Taxi zu steigen. Die Horrorstorys die in Deutschland über Indien kursieren stammen nämlich größtenteils aus Delhi und lassen sich nicht auf das gesamte Land projizieren. Pune ist dafür eine sehr sichere Stadt, in der man sich ungesorgt und ohne belästigt zu werden gut fortbewegen kann. Natürlich gibt es wie in jeder europäischen Großstadt auch hier Gegenden, wo man sich nachts besser nicht aufhalten sollte. Aber in diese Ecken zieht es mich sowieso nicht.