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Ganesh Chaturthi – Ganeshas Geburtstag

Eine für Ganesha errichtete Bühne in Koregoan Park. Das Swastika steht im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus für Glück und Schutz.
Eine für Ganesha errichtete Bühne in Koregoan Park. Das Swastika steht im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus für Glück und Schutz.

Eins der größten Feste für Hindus ist der Geburtstag von Ganesha, welcher in verschiedenen Regionen Indiens 11 Tage lang gefeiert wird. Da Ganesha in Maharashtra für die meisten Hindus als Hauptgottheit gilt, ist Ganesh Chaturthi in Pune und Mumbai der wichtigste Feiertag des ganzen Jahres. Zum Auftakt des Festes werden meist von den Kindern der Familien Ganesha Skulpturen, sogenannte „Murtis“ aus Tonerde in die Haushalte geholt und dort auf einem Altar platziert. Überall in der Stadt sind aufwendig dekorierte Bühnen für Ganesha-Statuen zu sehen, an denen innerhalb des 11-tägigen Fests abendliche Gottesdienste (Puja) mit Musik, Gesang und Tanz zelebriert werden. Am letzten Tag des Festes (Visarjan) werden die Skulpturen begleitet von Prozessionen zum Fluss oder Meer getragen und versenkt. Die mit Prozessionen begleitete Ganpati Feier am letzten Tag von Ganesh Chaturthi hat ihre Wurzeln in Pune und wird seitdem in vielen Orten des Landes gefeiert.


Durch einen meiner Couchsurfing-Kontakte hatte ich die Möglichkeit, den Auftakt der Feier, also Ganeshas Geburtstag, innerhalb einer Society mitzuerleben. Vormittags waren wir bei einer Familie zum Frühstücken eingeladen, wo wir zunächst an der familiären Zeremonie zu Ehren von Ganesha teilnahmen.

Am Nachmittag fand auf einer für Ganesha errichteten Bühne eine Zeremonie für die Mitglieder der Society statt, der ich nun auch beiwohnen konnte. Nach einem Gottesdienst mit Gesang und Tanzt bekam jeder die Möglichkeit der Ganesha Skulptur auf der Bühne Blumen zu schenken. Im Anschluss wurde an alle Essen ausgegeben und wir wurden zu einer anderen Familie zum Chai-trinken eingeladen.

 

Da ich mich bisher nur theoretisch mit einigen Bräuchen und Traditionen anderer Glaubensgemeinschaften auseinandergesetzt habe und keine Ahnung von spezifischen Bräuchen hinduistischer Festen hatte, kam ich mir etwas unbeholfen und fehl am Platz vor – vor allem, als ich dazu aufgefordert wurde, mich bei den praktizierten Riten zu beteiligen. Diese für mich etwas skurrile, aber bereichernde Erfahrung hat mir deshalb einiges über mich selbst und mein eingeschränktes Anpassungsvermögen in Situationen wie diesen verraten.

Am letzten Tag von Ganesh Chaturthi fuhr ich bereits am Vormittag mit einer Freundin, die ich erst einen Tag zuvor über Couchsurfing kennen gelernt hatte, zur Ganpati Prozession in die Innenstadt. Durch Kontakte zu einer der Trommelgruppen bekamen wir die Möglichkeit, innerhalb der Prozession mitzulaufen und mussten uns somit nicht zwischen die Zuschauenden am Straßenrand quetschen. Bereits zu Beginn hatte ich das Glück, eine Hand voll pink-roter Farbe ist Gesicht zu bekommen, von welcher ich mich im Laufe des Tages auch nicht mehr wirklich befreien konnte. Bei einem Blick in die Selfi-Kamera musste ich feststellen, dass diese Farbe auf weißer Haut einen ziemlich bizarren Eindruck bot – ich sah aus wie ein kleiner Teufel und die Tönung auf meinen Armen erinnerte an einen starken Sonnenbrand oder irgendeine seltene Hautkrankheit. 

Nach einem amüsanten Tag zwischen ungewohnt vielen Menschen und einem Geräuschpegel, den mein Trommelfell nur mithilfe von Taschentüchern in den Ohren überlebte, entschied ich mich vor den nächtlichen Feierlichkeiten doch lieber mit einer Rikscha nach Hause zu fahren – mein Körper wollte einfach nur noch in Ruhe schlafen….