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Diwali in Goa

 

Diwali heißt das hinduistische Lichterfest, welches in Indien, sowie in anderen hinduistisch geprägten Regionen der Welt über mehrere Tage gefeiert wird. Im Norden Indiens gilt Diwali auch als Neujahrstag und lässt sich deshalb mit Sylvester vergleichen. Da das Datum der Feiertage vom Neumond zwischen Ende Oktober und Anfang November abhängt und wie andere hinduistische Feiertage dank des Mondkalenders im Voraus feststeht, konnten wir (die Praktikantinnen von Springer Nature Verlag und ich) über das verlängerte Wochenende unseren Ausflug nach Goa planen und somit auch im Voraus unseren sleeper Bus (ein Nachtbus mit Betten) und unser Hostel in Anjuna (im Norden von Goa) buchen.

Zu Beginn der Woche, in der wir fahren wollten gab es dann die erste Unwetterwarnung für Goa: Starke Regenschauer bis zum Wochenende – es wurde dazu geraten, möglichst nicht vor die Tür gehen. Da uns alle davon abrieten, unter diesen Umständen nach Goa zu fahren, kamen wir kurz ins Zweifeln. Mit Blick auf die Wettervorhersage für Sonntag, Montag und Dienstag (es sollte wieder besser werden) entschieden wir uns letztendlich doch zu fahren. Freitag morgen bekam ich noch eine Warnung von einem Freund aus Goa, der uns aufgrund des herannahenden Zyklons (Wirbelsturms) dazu riet, unser Wochenende nicht zu vergeuden. Fest entschlossen wie wir waren hatte es jedoch keinen Zweck uns davon abzuhalten, es wenigstens zu versuchen – was definitiv die richtige Entscheidung war.

Da wir unabhängig voneinander gebucht hatten, fuhr ich mit einem anderen Busunternehmen als der Rest meiner Gruppe. Die Fahrt begann damit, dass sich alle Reisenden inklusive Gepäck zunächst in einen kleinen Bus quetschen mussten, der zur Bushaltestelle außerhalb der Stadt fuhr. Dort mussten wir eine weitere Stunde auf unseren sleeper Bus warten. Die anderen aus meiner Gruppe standen solange im Stau, dass sie ihren Bus fast verpasst hätten, wenn sie den Fahrer nicht angerufen und den Rest der Strecke zum Bus zu Fuß gelaufen wären.

Es fing also schon gut an!

Im Bus stellte ich fest, dass die Preise, die je nach Bus variieren, nichts über den Komfort im Bus aussagen (auf dem Rückweg hatte ich für den halben Preis ein wesentlich hygienischer wirkendendes Bett). Da nicht davon auszugehen ist, dass die Decken von den Betten zwischendurch gewaschen werden, war ich sehr froh, an meinen Schlafsack gedacht zu haben. Nachdem ich eingesehen hatte, dass Sitzen eine recht dumme Idee ist, wenn man nicht ständig in den Gang kippen möchte, konnte ich mich an das Geschaukel und die holprigen Straßen gewöhnen und war nach kurzer Zeit eingeschlafen.

Als wir am nächsten Morgen aus dem Bus stiegen war der Zyklon bereits überstanden, allerdings wurden wir direkt von einem starken Regenschauer empfangen. Im Laufe des Tages wurde das Wetter jedoch besser und wir nutzten die Regenpause um uns an den Strand zu setzen – aufgrund der hohen Wellen und der starken Strömung konnten wir zunächst nur mit den Füßen ins Meer gehen.

Nach kurzer Zeit hatte sich wenige Meter von uns entfernt eine Traube von Männern versammelt, die nun ganz zufällig dort ihr Volleyballfeld errichtet hatten und uns neugierige Blicke zuwarfen. Als wir ein paar Meter weiterzogen, lernten wir zwei Studierende aus Deutschland kennen, die im Norden von Indien auf einer Hochzeit eingeladen und anschließend weiter nach Goa gereist waren. Wir verbrachten den Tag gemeinsam und verabredeten uns für die nächsten Abende zum Feiern.

Etwas gruselig wurde es, als wir abends im Strandrestaurant saßen und wegen des starken Regens und des dabei aufkommenden Sturms mehrmals eine Welle über das Geländer vom Restaurant schwappte. Vor allem in Kombination mit einigen Kurzschlüssen an den Lampen neben uns wurde der Abend etwas abenteuerlich. Trotz des wechselhaften Wetters entschieden wir uns dazu, zu einer Poolparty zu fahren und anschließend bei einigen Partys in unserem Ort vorbei zu schauen – bis wir am Ende in einen so starken Schauer gerieten, dass wir durch überflutete Straßen waten und von Hauseingang zu Hauseingang huschen mussten, bis wir am Ende klitschnass im Hostel ankamen.

 

An den darauffolgenden Tagen wurde das Wetter besser, bzw. super und wir erkundeten mit einem Touri-Taxi und mehr oder weniger Erfolg ein paar Strände in der Umgebung. Die Mischung aus Müll, gefährlich hohen Wellen und einigen lästigen Typen, die mit uns im Bikini ein Selfie machen wollten, entsprach nicht so ganz unseren Vorstellungen, aber wir machten das Beste draus und fanden immer irgendein Plätzchen, wo es sich aushalten ließ.

Wie uns bereits im Voraus gesagt wurde, eignet sich der Norden Goas eher zum Feiern, während man schöne ruhige Strände eigentlich nur im Süden von Goa vorfindet. Am letzten Tag fanden wir endlich eine schöne kleine Bucht nördlich von Anjuna, die nur 10 Minuten mit dem Taxi von uns entfernt war. Aufgrund des leichten Wellengangs konnte man dort sogar Schwimmen und sich nebenan in einer kleinen Bar auf Liegen mit Sonnenschirmen das Meeresrauschen genießen.

Bis auf den Diwali-Abend nutzten wir die Möglichkeit, in Anjuna feiern gehen zu können - auch wenn die Mischung aus Elektro und etwas Goa nicht so ganz unseren Geschmack traf. Diwali verbrachten wir in unserem Hostel, wo auch unsere Gastgeber-Familie mit Freunden und einem kleinen Feuerwerk den Abend zelebrierte. Wir wurden bis spät abends von einer Indonesierin, die in Saudi Arabien arbeitet unterhalten und erfuhren Interessantes über ihr Leben dort und die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die sie seit einiger Zeit beobachtet.

Nachdem wir mit wesentlich schlechterem Wetter gerechnet und uns darauf eingestellt hatten, verregnete Nachmittage in Cafés zu verbringen, war es rückblickend ein wunderschönes und lustiges Wochenende. Schließlich hatten wir Sonne und konnten mehr oder weniger ungestört im Bikini am Strand liegen, Sonne tanken, jeden Tag im Artjuna Café frühstücken gehen und die Sonnenuntergänge in Strandrestaurants am Meer genießen.